| Veranstaltung: | SPT2022-2 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 4. Inhaltliche Anträge I |
| Status: | Beschluss |
| Beschluss durch: | Mitgliederversammlung |
| Beschlossen am: | 19.11.2022 |
| Angelegt: | 15.11.2022, 17:11 |
Die ehem. Staatsoperette in Leuben - ein Ort für Künstler*innen und Kulturschaffende
Beschlusstext
- Der Kreisverband von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordert die
Wiedernutzbarmachung des Garderobenhauses der ehem. Staatsoperette in
Leuben (Pirnaer Landstraße 131) für die Nutzung als Proberaum- und
Atelierhaus für Künstler*innen und Kulturschaffende in Dresden.
- Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Dresdner Stadtrat wird gebeten, sich
für die notwendigen Finanzmittel im Doppelhaushalt 2023/24 in Höhe von
800.000 Euro einzusetzen.
- Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Dresdner Stadtrat wird außerdem
gebeten, sich bis zu den nötigen Baumaßnahmen für eine temporäre
Bespielung des Gebäudekomplexes einzusetzen (Ausstellung, Performance,
etc.).
- Perspektivisch soll der Gebäudekomplex als Kultur- und
Nachbarschaftszentrum mit soziokultureller Arbeit, Bibliothek und weiteren
Nutzungen für Kunst und Kultur- und Kreativwirtschaftetabliert werden.
Begründung
"Freiräume für kulturelle Aktivitäten müssen erhalten oder geschaffen werden, damit Kultur und die Künste ihren entscheidenden Beitrag zu einer hohen Lebensqualität sowie zu Austausch und Zusammenleben leisten können." (Grundsatzprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2020, S. 63)
Zu 1. Der große Mangel an Probe- und Atelierräumen in Dresden wurde zuletzt in Folge des Großbrandes des Nestler-Gebäudes/Sektor Evolution im Neustädter Industriegelände öffentlich diskutiert. Die Situation hat sich seitdem nicht verbessert, vielmehr sinkt die Zahl der Probe- und Atelierräume in Dresden seit Jahren kontinuierlich. Allein seit 2018 sind mehrere dafür genutzte Gebäudekomplexe (z.B. Könneritzstr. 25, Meschwitzstr. 21, Zur Wetterwarte) mit Platz für mehrere 100 Künstler*inne verschwunden. Das hat zur Folge, dass das kreative und künstlerische Potential in Dresden nicht ausgeschöpft wird, dass Kunst- und Kreativschaffende teilweise die Stadt verlassen müssen, um arbeiten zu können, und dass es an vielfältigen und kleinteiligen Räumen fehlt, die sonst als Vergemeinschaftungsorte dienen könnten.
Zu 2. Mit der Schließung des Standortes wurden alle Medien gekappt, um die Erhaltungskosten zu sparen. Die 800.000 Euro sind v.a. für den Anschluss und die Ertüchtigung aller Medien nötig. So müssen z.B. gestohlene Stromkabel ersetzt und beschädigte Sanitäranlagen repariert werden.
Zu 3. Die Nutzung des Gebäudes ist aufgrund der beschädigten und fehlenden Medien aktuell nicht zulässig. Möglich sind jedoch temporäre Projekte, die den Standort wieder als Ort für Kultur in Leuben etablieren können. Vergleichbare Projekte fanden z.B. 2019 mit der OSTRALE Biennale in der Historischen Tabakfabrik f6 (Schandauer Straße) oder 2021 mit der Pop-Up-Ausstellung des Stadtmuseums Dresden im ehem. pick-nick (Grunaer Straße) statt.
Zu 4. Wir setzen uns für den Standort in Leuben ein, da die Stadt Dresden hier bereits im Besitz des Gebäudes im guten Zustand ist, der Standort dezentrale Kulturstrukturen in Dresden stärkt und lokal im Dresdner Osten wirken kann. Deswegen wünschen wir uns perspektivisch einen Ausbau des Gebäudekomplexes für kulturelle Zwecke.
Weiterführende Perspektiven
Langfristig benötigt Dresden einen Gesamtplan, um der Raumknappheit bei Kultur- und Kreativorten (insbesondere von bezahlbaren Probe- und Atelierräumen) zu begegnen, und die nötigen finanziellen Mittel, um diesen auch zu realisieren. Wünschenswert wäre dabei eine dezentrale Verteilung solcher Orte, damit Kunst und Kultur auch in den Stadtteilen für mehr Menschen erreich- und erlebbar wird.
Den von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Dresdner Stadtrat angestrebten Ankaufsetat für Grundstücke in Höhe von 10 Mio. Euro unterstützen wir deshalb sehr. Damit können viele Orte für eine kulturelle, soziale und gemeinschaftliche Nutzung erhalten bzw. neu geschaffen werden.
Objekte, deren Ankauf, Erhalt und Entwicklung als kulturell genutzte Orte aus Sicht der AG Kultur ebenfalls wichtig wären, sind beispielsweise die Robotron Kantine (z.B. als Standort für die OSTRALE Biennale, das städtische Kunsthaus oder weitere kulturelle Träger), die Hanse 3 am Alten Leipziger Bahnhof (als Standort für Kreativwirtschaftund Probe- und Atelierräume), die Blaue Fabrik ebenfalls am Alten Leipziger Bahnhof, die Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Theater Junge Generation (Meißner Landstraße), das Medienkulturzentrum Pentacon an der Schandauer Straße (als Kultur- und Nachbarschaftszentrum) oder die Gebäude am Club Sektor Evolution im Neustädter Industriegelände (als wichtiger Standort u.a. für die Dresdner Clublandschaft).